Ein Tiroler, der es in Wien auf die großen Flächen geschafft hat, hat den internationalen Plakatwettbewerb für das Hahnenkamm-Rennen 2025 gewonnen – mit einem genial einfachen Ansatz, an dem das Auge garantiert hängen bleibt.
Am Ende war es die Qualität des Wettbewerbs, die Golif überzeugt hat mitzumachen. Klar: Der aus dem Tiroler Außerfern stammende, inzwischen in Wien lebende Künstler hat alpine Wurzeln auf zwei schmalen und einem breiten Brett. Er war Ski- und Snowboardlehrer und als solcher auch in der Kitzbüheler Gegend auf den Pisten unterwegs. „So wie man das halt macht als Tiroler“, sagt er schmunzelnd. Aber trotzdem überlegt man sich als Künstler gut, an welchen Wettbewerben man teilnimmt: Das kostet ja Zeit und Energie – und es soll auch ins künstlerische Profil passen. Golif ist sehr urban unterwegs mit seiner Kunst, Kitzbühel tanzt ein bisschen aus der Reihe. Aber der seit 1990 stattfindende Wettbewerb mit einem über die Jahrzehnte gewachsenen künstlerischen Anspruch und Siegerinnen und Siegern aus aller Welt – zuletzt beispielsweise aus den USA, aus Argentinien und aus Georgien – hat Golif dann doch angesprochen.
Es war schon fast alles drauf
Der wortwörtliche Hahnenkamm dominiert die Plakate ab der Einführung des Wettbewerbs 1987 in den ersten paar Jahren, dann kommt der Skifahrer als Motiv auf: einmal abstrakt, einmal bunt, einmal mit einem Hahnenkamm am Helm. 1996 springt der Abfahrer sogar aus dem Schnabel des Hahns. 1999 ist der Hahn selbst auf Skie unterwegs, manchmal fehlen der Hahn und sein Kamm immer wieder völlig im Motiv. 2015 fährt auf einmal die Kitzbüheler Gams bergab, dann wird es zunehmend abstrakter. 2019 sind, komplett minimalistisch, überhaupt nur ein Hahn, ein Kamm und ein Skifahrer abgebildet, im Vorjahr dominiert ein großer knallroter Kamm, der auch als Bergkette gesehen werden kann – mit goldenen, silbernen und bronzenen Gipfeln, eine bunte Streif soll das internationale Fahrerfeld darstellen.
„Ich habe drei Motive eingereicht und die Jury hat das radikalste genommen. Das hat mir getaugt.“
Radikal einfach
Und Golif? Der hat drei Motive eingereicht und sein radikalster Ansatz wurde unter den 307 Werken von 157 Künstlerinnen und Künstlern aus der ganzen Welt ausgewählt. Sein Siegermotiv und damit das Plakat für das Hahnenkamm-Rennen 2025 ist ein in seiner Einfachheit schwer zu schlagender Kontrast zu den vielen bunt eingearbeiteten Symbolebenen des Vorjahresplakats: Bei Golif führt Schwarz auf Weiß, fährt ein Skifahrer steil nach unten. Die schnellen Striche unter seinen Beinen können die Ski, die Spur oder beides sein. Im Gesicht ist ein Bart angedeutet: Es ist ein wilder Hund, der da fast senkrecht hinunterrauscht. Das Motiv hat etwas Wildes und Elegantes zugleich, der Künstler sagt, man könne es ganz klein und ganz groß aufziehen, vom Fingerprint-großen Druck bis zum mit Lebensmittelfarbe eingefärbten Zielhang.
Golif mag die großen Flächen
Kein Wunder: Eine von Golifs großen Stärken ist seine Vielseitigkeit. Zunächst lernte der Künstler an der renommierten Fachschule für Kunsthandwerk in Elbigenalp, 2016 schloss er sein Studium an der Angewandten in Wien mit Auszeichnung ab. Bekannt ist er für seine Projekte in großen Dimensionen – ganze Häuserwände sind mit seinen Motiven geschmückt. 2019 stellte er sein Projekt „Take Over“ im Wien Museum aus, außerdem waren seine Kunstwerke schon in den USA, in Luxemburg, in Deutschland und in Frankreich zu sehen. Sein dynamischer Strich ist Golifs künstlerisches Markenzeichen. Kunstwerke gibt es von ihm in allen Größenordnungen und auch in unterschiedlichen Preisklassen zu erwerben. „Ich mache Kunst für alle“, sagt er – einer der Gründe, warum Golif so gerne großflächig im öffentlichen Raum arbeitet, denn das sei Kunst ohne Barriere, ohne Eintritt, mit einem direkten und gleichen Zugang. Seine Großflächenkunstwerke sind in der Bundeshauptstadt Wien weithin sichtbar und waren zu Beginn alle selber finanziert. Einen Sinn fürs Geschäftliche hat der 40-jährige Künstler aber neben seinem Idealismus schon auch. „Natürlich ist das Hahnenkamm-Plakat für mich auch gute Werbung – ich erreiche da Gruppen, die bisher noch keinen Zugang zu meiner Kunst hatten.“
Der 40-jährige, aus dem Tiroler Außerfern stammende und in Wien lebende Künstler Golif ist zu vielseitig für eine eindeutige Zuordnung zu einer künstlerischen Ausdrucksform: Sein Repertoire reicht von fußballfeldgroßen Kunstwerken und ganze Häuserwände zierenden Grafiken bis zu Übermalungen und Arbeiten mit schwarzer Tusche. Gelernt hat Golif zunächst ein Tal weiter in Elbigenalp und später sieben Autostunden von zu Hause entfernt an der Universität für angewandte Kunst Wien. Am sichtbarsten ist Golif mit seiner Street-Art in Wien, die im Stil den Graphic Novels ähneln und meist stoisch schauende Figuren abbilden. Golif hat inzwischen auf der halben Welt ausgestellt.
Live vor Ort? Natürlich
Aber zurück nach Kitzbühel: Dort war der Wahlwiener zur Präsentation des Plakats im Juni persönlich dabei, und er werde auch die Einladung des Kitzbüheler Ski Clubs annehmen, das Hahnenkamm-Wochenende im Jänner selbst zu erleben. Er sei bei der Plakatpräsentation mit offenen Armen empfangen worden, man habe sich sehr bemüht, ihm das Hahnenkamm-Rennen, die ganze Organisation und den Ablauf rundum zu erklären, erzählt Golif: „Die Leute waren wirklich total nett, und es ist beeindruckend, was da jedes Jahr auf die Beine gestellt wird.“ Ob der große Aufmarsch der Zehntausenden Fans das Seine ist, werde sich erst noch weisen, sagt er. Aber gehen tue es ihm ja um diejenigen, die sich da über Mausefalle, Steilhang und Hausberg hinunterwerfen. Wie auf seinem Plakat.
Golifs Abfahrer scheint senkrecht hinunterzufahren – der Künstler spielt mit einigen wenigen Strichen mit den Dimensionen, sodass man sehr genau hinschauen muss.