Skip to main content

KitzRace

Kunst bleibt

Der georgische Künstler Lasha Inashvili ist der Gewinner des diesjährigen Hahnenkamm-Plakatwettbewerbs. 16 Jahre lang hatte er weder Pinsel noch Papier in die Hand genommen. Doch die Kunst hat ihn nicht losgelassen.

Lasha Inashvili malt und zeichnet seit frühester Kindheit. Im Laufe seiner Jugend besuchte er verschiedenste Kunstkurse und nutzte jede Gelegenheit, um sich tiefer in die Materie einzuarbeiten und sein Können zu verfeinern. „Wenn ich nicht malte, las ich über Kunst. Und wenn ich nicht über Kunst las, malte ich“, erzählt der georgische Künstler. Im Jahr 1994 bestand er die Zulassungsprüfung an der Staatlichen Akademie der feinen Künste in Tiflis, Georgien. „Ich wollte eigentlich nur Kunst studieren“, erinnert sich Inashvili. Seinen Eltern zuliebe begann er aber dann doch ein Architekturstudium in der Akademie.

„Im Jahr 2000 änderte sich dann etwas in mir“, erzählt er. Inashvili drehte der Kunst und der Architektur den Rücken zu. „Die Wirtschaft in Georgien war damals sehr schlecht. Ich wollte unbedingt Erfolg haben als Künstler und keine Kompromisse eingehen. Ich hatte mich überanstrengt in meinem Wollen, deshalb zog ich einen Schlussstrich.“ Es war eine klare Entscheidung, die Familie und Freunde nicht nachvollziehen konnten, aber schließlich akzeptierten. „Vielleicht war da aber auch Enttäuschung – über den Verlauf des letzten Studienjahrs, die Professoren vor Ort und die scheinbare Perspektivlosigkeit“, beschreibt er. Danach nahm er 16 Jahre weder Pinsel noch Papier in die Hand. „Ich vergaß meine Enttäuschung und die Gründe, wieso ich aufgegeben hatte.“

Rückkehr einer Passion
Doch die Kunst ließ ihn nicht aus ihren Fängen. In einer schlaflosen Nacht im Jahr 2016 grübelte der Georgier über die verpassten Chancen als junger Erwachsener und die nahezu vergessene Leidenschaft für das Malen und Zeichnen. „Ich entschied mich, in meiner Freizeit wieder mit dem Malen anzufangen“, erzählt er. Am Anfang arbeitete er nur auf traditionellen Medien, später wechselte er zu Grafik- und Zeichentabletts. Auf einem solchen entstand schlussendlich auch das Hahnenkamm-Plakat.

Das Plakat ist in limitierter Auflage erhältlich. Insgesamt werden nur 1.300 Stück gedruckt. Manche Fans sammeln seit Anbeginn des Wettbewerbs jedes einzelne Plakat.

1987 wurden die einheitlichen Plakate von den Kunstplakaten abgelöst. Seither gibt es den internationalen Hahnenkamm-Plakatwettbewerb. Anfangs kamen die Gewinner überwiegend aus Tirol – unter ihnen bekannte Namen wie etwa Elmar Peintner, Ernst Insam oder Dietmar Kainrath. Im letzten Jahrzehnt wurde der Bewerb zunehmend internationaler. Die Siegerplakate der Jahre 2021 und 2022 kamen beispielsweise aus den USA und Argentinien.

Lasha Inashvili lebt und arbeitet als Künstler und Steuerberater in Tiflis, Georgien. Der 46-Jährige ist studierter Architekt und bringt bevorzugt subtil surreale, bisweilen satirische Szenen aus dem Leben mit architektonischen Objekten auf Leinwand, Papier und Zeichentablett. Sein Siegerplakat ist seine zweite Einreichung für den Hahnenkamm-Plakatwettbewerb.

„Die Spitzen sind wie Berggipfel beschneit, aber in den drei Farben der Gewinnermedaillen.“

„Vor dem Hahnenkamm-Wettbewerb dachte ich, ich hätte keine Chance mehr in der Kunstwelt. Ich dachte, meine Kunst bleibt bei mir in meinen vier Wänden“, beschreibt Inashvili sein Zweifeln. Auf der Suche nach Möglichkeiten, seine Werke zu veröffentlichen, stieß er auf die Ausschreibung des Kitzbüheler Ski Clubs. Fasziniert von der Kunstfertigkeit der Vorjahresplakate fasste er den Entschluss, selbst teilzunehmen. „Ich sagte zu mir, ich versuche es einmal, ich versuche es zweimal, ich versuche es zehnmal. Vielleicht gewinne ich so einmal.“ Schon beim zweiten Versuch war es so weit – er konnte mit seinem Entwurf überzeugen.

Zwischen Zweifel und Farbe
„Ich bin ein vorsichtiger Künstler“, beschreibt sich Lasha Inashvili selbst. „Bei diesem Plakat war ich aber mutiger als sonst.“ Der Hahnenkamm schien ihm anfangs am Bild zu groß, die rote Farbe zu grell. „Ich zweifelte viel.“ Am Ende sah er aber, dass die Ausdrucksstärke zu diesem speziellen und herausfordernden Rennen passt.

Das Plakat besteht im Wesentlichen aus zwei Komponenten, einem Hahnenkamm und einer Skipiste. „Ich habe versucht, beide Elemente miteinander zu verschmelzen“, so Inashvili. Die Piste besteht aus bunten Skispuren, die die verschiedenen teilnehmenden Länder darstellen sollen. Symbolisch ist auch der Schnee darauf zu sehen. Der rote Hahnenkamm schmiegt sich an die Piste und gleitet daran herunter. „Die Spitzen sind wie Berggipfel beschneit, aber in den drei Farben der Gewinnermedaillen“, erklärt der Künstler. „Der höchste Gipfel ist in Gold getaucht, der zweite in Aluminium und der dritte in Bronze beziehungsweise Kupfer.“

„Ich bin sehr glücklich, diesen Wettbewerb gewonnen zu haben“, so Inashvili. Die Kunst habe damit ihren Weg zurück in sein Leben gefunden. Er spiele sogar manchmal mit dem Gedanken, sich ihr wieder zu 100 Prozent zu widmen. „Ich bin nicht mehr der Jüngste. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt.“ Als Künstler habe man immer Zweifel, das gehöre dazu, erklärt Lasha Inashvili. „Mir wurde einmal erzählt, dass man der Kunst nicht entfliehen kann. Ich glaube mittlerweile, da ist etwas daran. Sie jagt mich immer noch.“

Foto: Privat
Plakat: Lasha Inashvili