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„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“

Im Sinne von Aristoteles’ berühmtem Zitat darf man auch den Tross hinter dem Athleten bei einem Weltcup-Rennen als essenzielle „Zutat“ auf dem Weg zum Erfolg begreifen. 

Obwohl jeder Sportler sein Team individuell nach den eigenen Bedürfnissen zusammenstellt, so lässt sich doch ein grobes Bild zeichnen, wer – sozusagen heimlich, still und leise „im Hintergrund“ der Skistars – für einen reibungslosen Ablauf des Weltcup-Getriebes sorgt. Während der sportliche Leiter für die Sichtung und Rekru­tierung junger Talente sowie die Koordination von Wettkampfaktivitäten verantwortlich zeichnet, kümmern sich die Trainer um das jeweilige Programm für die Athleten. Aber auch ohne den Physiotherapeuten und den Servicemann kommt ein professioneller Sportler heute kaum mehr aus. Die Konsultation von Sportpsychologen wird gerade bei den Topstars der Szene anstatt zur Ausnahme mehr und mehr zur Regel. Nicht weniger wichtig: der PR- und Medienkoordinator, der sich um Anfragen der Presse kümmert und den Sportler in der Öffentlichkeit vertritt und vermarktet. 

Die Aufgaben der jeweiligen Teammitglieder im Überblick:

1. Sportlicher Leiter
Der sportliche Leiter ist nicht bei jedem Rennen vor Ort, aber sozusagen der „Ranghöchste“ im sportlichen Bereich. Er spielt eine entscheidende Rolle in der Organisation und Entwicklung von Skirennläufern und -teams. Zu den typischen Aufgaben zählen das Erarbeiten und die Umsetzung von Trainingsprogrammen sowie die Identifizierung und Rekrutierung vielversprechender Talente. Auch die Planung und Koordination von Wettkampfteilnahmen auf nationaler wie internationaler Ebene fällt in das Resort des sportlichen Leiters. Nicht zu unterschätzen ist zudem die Herausforderung, den Teamgeist zu fördern und ein positives und motivierendes Umfeld für alle zu schaffen.

2. Cheftrainer
Der Cheftrainer ist bei jedem Rennen dabei und nimmt die Funktion des Team-captains ein. Oft ist er verantwortlich für die Entwicklung von individuell abgestimmten Trainingsplänen, die die physischen, technischen und mentalen Aspekte des Skirennfahrens berücksichtigen. Das Durchführen von Trainingseinheiten, Technikcoachings und Videoanalysen zählt zum täglich Brot des Cheftrainers. Als wahrer Teamplayer legt der Cheftrainer in Zusammenarbeit mit dem gesamten Trainerstab dank der Koordination verschiedenster Aspekte den Grundstein für den Erfolg des Teams.

Das Team hinter Vincent Kriechmayr

Servicemann: Wilfried Wieser (Head)
Athletiktrainer: Christoph Stolz
Physiotherapeuten: Mario Schlattinger, Roland Aigner
Gruppentrainer: Sepp Brunner
Trainer: Max Zettinig, Hannes Wallner
Sportlicher Leiter: Herbert Mandl 
Cheftrainer: Marko Pfeifer
PR- & Medienkoordinator: Thomas Schrammel

3. Gruppentrainer
In Österreich gibt es vier Weltcup-Gruppen, wobei der jeweilige „Chef“ als Gruppentrainer bezeichnet wird. Die Durchführung und Erarbeitung der Trainingspläne erfolgt in Abstimmung mit dem Cheftrainer, wobei das Training an die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Athleten angepasst wird. Konkret kann das bedeuten, dass der Gruppentrainer unterschiedliche Übungen für verschiedene Leistungsniveaus innerhalb der Gruppe plant. Neben der Athletenbetreuung spielt auch die Kommunikation mit den Sportlern und deren Eltern – beispielsweise was Fortschritte und Ziele angeht – eine große Rolle. Die Talententwicklung liegt oft zu großen Teilen in den Händen des Gruppentrainers.

4. Athletiktrainer
Pro Gruppe gibt es einen Athletiktrainer, der neben dem Konditionstraining – ähnlich wie ein „normaler“ Trainer – auch für viele andere Aufgaben zuständig ist. Er erstellt individuelle und ganzheitliche Trainingsprogramme, die spezifische Aspekte wie Krafttraining, Ausdauer, Beweglichkeit, Schnelligkeit und Koordination berücksichtigen. Übungen zur Stärkung der stabilisierenden Muskulatur und zur Verbesserung der Technik sollen Verletzungen vorbeugen. In diesem Sinne werden auch Erholungsphasen und regenerative Maßnahmen vorgesehen, sodass die Athleten frisch für Training und Wettkämpfe bleiben. Sollte es doch einmal zu einer Verletzung oder einer Beeinträchtigung kommen, unterstützt der Athletiktrainer die Athleten bei der Rehabilitation. 

5. Trainer
Je Gruppe gibt es etwa zwei bis drei „Schneetrainer“, die mit den Gruppentrainern gemeinsam direkt mit den Athleten arbeiten. Zu den Aufgaben eines Trainers können auch administrative Tätigkeiten wie Budgetplanung, Organisation von Reisen, Kommunikation mit Verbänden und Sponsoren gehören.

Biohacking

Der Trend der Selbstoptimierung und das Streben nach einer immer noch besseren Performance betrifft längst nicht mehr nur den Leistungssport, obwohl zahlreiche Aspekte darin begründet liegen. Bewegung, Anti-Aging-Maßnahmen, Nahrungsergänzungsmittel, Hormone, Ernährung und Lichttherapien sind wichtige Säulen des sogenannten Biohackings. Mittels Wearables, Geräten und Implantaten lassen sich Körper- und Schlafdaten tracken und auswerten, auf deren Grundlage sich der eigene Körper besser verstehen und optimieren lassen soll.

Methoden wie Meditation und Saunagänge werden beim Biohacking um Maßnahmen wie das Tracken des Blutzuckerspiegels oder das Erhöhen des Dopaminspiegels durch Eisbäder ergänzt. Aber auch die Steigerung der Resilienz durch Atemübungen, natürliches Sonnenlicht oder die alternative Nutzung von Rotlichttherapiegeräten gehören zu den empfohlenen Hacks, um die eigene Leistungs­fähigkeit zu pushen. Das wiederholte Visualisieren von neuen Bewegungsabläufen vor dem Training soll dabei helfen, diese schneller zu erlernen und korrekt auszuführen.

Spitzensportler wie LeBron James, einer der besten Basketballspieler aller Zeiten, American-Football-Quarterback-Legende Tom Brady oder der erfolgreiche Tennisspieler Novak Djokovic sind nur einige berühmte Persönlichkeiten, die nach eigenen Angaben spezifische biohackingähnliche Praktiken anwenden oder angewendet haben. Denn Biohacking ist ein breites Feld und der Begriff sehr dynamisch. Interessant ist jedoch, dass Athleten die Möglichkeit haben, neue Technologien und Methoden je nach aktueller Forschung und Entwicklung in ihre Routinen zu integrieren.

6. Physiotherapeuten
Jede Gruppe verfügt über ein bis zwei Physiotherapeuten, die – ebenso wie die Athletiktrainer – oft auch andere Aufgaben von der Zeitnahme bis zur Logistik übernehmen. Ihr „Kerngeschäft“ besteht aber aus der Verletzungsprävention, der Behandlung von Verletzungen sowie Maßnahmen zur Rehabilitation. Massage und manuelle Therapie sind – vor allem nach intensiven Trainingseinheiten oder Wettkämpfen – oft Teil des Physiotherapieprogramms, um die Muskelspannung zu lösen, die Durchblutung zu fördern und die Flexibilität zu verbessern. In Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsexperten, wie Ärzten, Trainern und Athletiktrainern, kann der Physiotherapeut eine umfassende Betreuung der Athleten sicherstellen.

7. Serviceleute
Wenn es um den Service geht, vertraut jeder Athlet auf sein persönliches Team. Das Verhältnis zwischen Athleten und Servicemann ist ein sehr enges und wichtiges. Denn mit dem Schleifen der Kanten, dem Wachsen der Beläge und der Anpassung der Ski an die spezifischen Bedingungen auf der Piste gibt der Sportler sein wichtigstes Gut in „fremde Hände“. Mit der korrekten Einstellung der Skibindung gewährleistet der Servicemann zudem die Sicherheit des Skifahrers. Neben der regelmäßigen Wartung und Inspektion der gesamten Ausrüstung steht der Servicemann aber auch beratend zur Seite, wenn es um das Material geht, und nimmt etwaige Repara-turen vor oder hält sich über Materialinnovationen auf dem Laufenden.

8. PR- & Medienkoordinator
Der PR- und Medienkoordinator ist bei jedem Weltcup-Rennen dabei und betreut die Athleten das ganze Jahr hindurch bei sämtlichen Medienthemen. Im Rahmen der Entwicklung von PR-Strategien geht es darum, Medienkontakte zu pflegen, Pressemitteilungen zu verfassen und Medienauftritte zu koordinieren. Der Koordinator trägt zudem zur Entwicklung und Pflege der Markenidentität des Ski-Alpin-Teams bei, arbeitet mit dem Sponsorship-Team zusammen und übernimmt oft auch die Kommunikation mit den Fans.

9. Sportpsychologe
Auch wenn ein Sportpsychologe noch nicht zum festen Team zählt, so nutzen einige Athleten bei Bedarf die Gelegenheit, um mit einem persönlichen Coach zusammenzuarbeiten. Auf dem Plan stehen dann oft mentales Training, Stress- und Angstbewältigung, Visualisierungstechniken oder auch die Entwicklung von Routinen. Bei Bedarf arbeitet der Sportpsychologe auch
eng mit Trainern und anderen Betreuern zusammen, um sicherzustellen, dass die mentale Vorbereitung nahtlos in das Gesamttraining integriert ist.

Fotos: Ski Austria/Schrammel